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Atlantis ist ein Science-Fiction-Roman (oder auch utopisch-technischer Roman) des Autors Hans Dominik. „Atlantis” wurde erstmals 1925 veröffentlicht. Man schreibt das Jahr 2000. die politische Lage ist gespannt: Das vereinigte Europa steht amerikanischen und afrikanischen Machtblöcken gegenüber, ein kühnes Projekt soll durchgeführt werden, um einen breiten Seeweg zwischen dem Atlantischen und dem Pazifischen Ozean zu schaffen. Die amerikanische Gesellschaft New Canal Cy. beabsichtigt, die Landenge von Panama zu sprengen. Ein Gutachten eines geheimnisvollen, anonymen J. H. beweist, dass als schreckliche Folge davon der Golfstrom umgeleitet würde und ganz Nordeuropa vereisen würde, Millionen Europäer sterben würden – ein bewusster Plan der Amerikaner, die europäische Konkurrenz auf dem Weltmarkt zu schwächen. Doch die Sprengung wird durchgeführt. Die Azoren beginnen sich zu heben, und aus dem Atlantik taucht der vor 13000 Jahren versunkene Kontinent Atlantis.
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Liczba stron: 420
Hans Dominik
Atlantis
Warschau 2018
Inhalt
HANDLUNG
§ 1.
§ 2.
§ 3.
§ 4.
§ 5.
§ 6.
§ 7.
§ 8.
§ 9.
§ 10.
§ 11.
§ 12.
§ 13.
§ 14.
§ 15.
§ 16.
§ 17.
§ 18.
§ 19.
§ 20.
§ 21.
§ 22.
§ 23.
§ 24.
§ 25.
§ 26.
§ 27.
§ 28.
§ 29.
§ 30.
§ 31.
§ 32.
§ 33.
§ 34.
§ 35.
§ 36.
§ 37.
§ 38.
§ 39.
§ 40.
§ 41.
§ 42.
§ 43.
§ 44.
§ 45.
§ 46.
§ 47.
§ 48.
§ 49.
§ 50.
§ 51.
§ 52.
§ 53.
§ 54.
§ 55.
§ 56.
§ 57.
§ 58.
§ 59.
§ 60.
§ 61.
§ 62.
§ 63.
§ 64.
§ 65.
§ 66.
§ 67.
§ 68.
§ 69.
§ 70.
§ 71.
§ 72.
§ 73.
§ 74.
§ 75.
§ 76.
§ 77.
HANDLUNG
Man schreibt das Jahr 2000. Das Weltgeschehen wird von drei Machtblöcken bestimmt: dem europäischen Staatenbund mit Hauptsitz in Bern, dem afrikanischen Kaiserreich unter Kaiser Augustus Salvator, und dem amerikanischen Machtblock. Zwei Hamburger, Uhlenkort, ein Minenmagnat, und Tredrup, ein Ingenieur und Abenteurer, treffen sich zufällig bei einer Zirkusaufführung in Timbuktu, dem afrikanischen Kaisersitz. Unbemerkt sind auch weitere wichtige Personen des Romans hier; die von einer mit Uhlenkort verbundenen Hamburger Händlerfamilie abstammende Amerikanerin Christina Harleesen, derzeit Kunstreiterin, der amerikanische Kapitalist Guy Rouse, und dessen Frau und Helferin, die schöne Mexikanerin Juanita, einst Freundin Tredrups. Kaiser Augustus hat große Pläne; er treibt am Tschadsee einen tiefen Schacht in die Erde, um Karbid zu fördern und die afrikanische Wirtschaft anzukurbeln. Gleichzeitig fordert er vom durch Europa unterstützen Südafrika die Anerkennung der Rassengleichheit. Ein Krieg scheint denkbar; Rouse, ein skrupelloser Gewinnler mit einnehmendem Charakter, soll ihm amerikanische U-Boote für einen eventuellen Konflikt besorgen. Gegen entsprechende Bezahlung ist dieser nur zu gerne bereit. Doch noch ein weiteres Großereignis kündigt sich an: Die Verbreiterung des Panamakanals durch Rouses New Canal Company durch gigantische Explosionen.
Europa veröffentlicht eine Resolution gegen die gleichzeitige (weil günstigere) Sprengung aller Bomben; laut einem nur mit »J.H.« unterzeichneten Gutachten soll dieses Vorgehen zu einer Umleitung des Golfstroms und damit zu einer Vereisung Nordeuropas bis nach Berlin führen. Die öffentliche Meinung in Amerika ist den europäischen Bedenken durchaus gewogen, die amerikanische Regierung ordert die gestaffelte Sprengung an, wie im Gutachten beschrieben. Doch Rouse ist damit nicht einverstanden. Er benutzt Juanita dazu, den Chefingenieur des Kanalprojekts, Smith, dazu zu bringen, Nebenschaltungen einzurichten; so soll eine zufällige und unerwartete Sprengung aller Sprengsätze durch den Druck der Explosionen simuliert werden.
Bei der Sprengung kommt es tatsächlich zur Katastrophe; der Isthmus reißt auf, der Golfstrom wird umgeleitet. In Nordeuropa kommt es zu einer Panik, eine neue Völkerwanderung Richtung Süden beginnt. Kaiser Augustus sieht sich nun dem Ziel nahe; dank der erfolgreichen Miene am Tschadsee sieht er sich in einer günstigen Position. Er übt Druck auf Südafrika aus, das viele Nordeuropäer aufnehmen wird; die Rassengleichheit soll akzeptiert werden. Für Uhlenkort würde dies einem Abstieg der weißen Rasse und damit dem Niedergang gleichkommen. Er bespricht mit Tredrup, was man tun könnte. Der Ingenieur, in einen »Mischling« verwandelt, lässt sich beim Schacht einstellen und sabotiert diesen durch eine ungeheure Explosion, die Wasser in den Schacht eindringen lässt, das mit dem Karbid reagiert und eine Feuersäule bis in die Stratosphäre schickt.
Rouse lässt indes Christina Harleesen, die inzwischen Uhlenkort kennengelernt und von diesem zur Rückkehr in ihre »Blutsheimat« Hamburg und zu ihrer Familie gedrängt wurde, entführen. Etwas in ihm begehrt die als rein, intelligent, ehrlich und anpackend beschriebene Frau, er will sie unter seine Macht bringen. Uhlenkort und Tradrup gelingt es aber, von ihr per Funk herbeigerufen, Harleesen zu befreien.
Gleichzeitig kommt es an vielen Stellen im Atlantik zu seltsamen Ereignissen; Black Island in der Nähe von Spitzbergen hebt sich weiter aus dem Meer; auch das alte Vineta in der Nähe Rügens hebt sich. Hinter den Ereignissen steht ein alter Freund Uhlenkorts, Johannes Harte, der als »J.H.« auch das Gutachten über die Sprengungen verfasst hatte. Harte hat einen hypnotischen Charakter, kann Massen beeinflussen und verfügt über geheimnisvolle Geräte, die ihm die Übertragung von Energien über Distanzen erlauben, die sogenannte telenergetische Konzentration; diese Macht scheint ihm von höheren, mystischen Kräften verliehen und an Ringen an seiner Hand festgemacht zu sein. Er schwankt unter seiner Aufgabe, hebt aber dann Atlantis vom Meeresboden hoch. Ebenso hebt er den Boden des Panamakanals wieder an, wodurch er Rouse ruiniert und den Golfstrom wieder in die gewohnten, »lebenspendenden« Bahnen führt. Rouse, nun verzweifelt, wird von Smith aufgesucht, der von ihm Juanita fordert und ihn dann, da sein Wollen nicht befriedigt wird, erschießt.
Uhlenkamp entsendet Tredrup mit einem U-Boot nach Atlantis, denn der erste, der auf dem neuen-alten Kontinent ankommt, wird dessen Besitzer werden. Knapp schlägt Tredrup das U-Boot des Kaisers Augustus und bringt Atlantis so »fest in weiße Hand«; auf Atlantis richtet er sich in den Ruinen der alten Hochkultur ein und gründet Neu-Hamburg. —Wikipedia
§ 1.
Das Kohlenschiff ›Christian Harlessen‹ lag fünf Kilometer südlich von Black Island vor Anker. Fünftausend Pferde Maschinenkraft, viertausend Tonnen Wasserverdrängung. Heimathafen Hamburg, Reeder Jacob Jeremias Uhlenkort & Söhne.
Fröstelnd schob sich der Wachtmann, die einzige lebendige Seele auf Deck, an der Reling entlang. Mechanisch ließ er den Blick bisweilen über das Meer gleiten, gelegentlich war Treibeis zu sehen. Noch verwehrte ein dünner Nebelschleier die Sicht.
Ein lichter Schimmer von Osten her kündete das aufsteigende Tagesgestirn. Schärfer blickten seine Augen. Von Minute zu Minute wurde die Luft sichtiger.
Am Vordersteven machte er halt. Sein Blick war nach Norden gerichtet, wo Black Island liegen mußte.
Da.... er stand.... und stand. Langsam löste er seine Hände aus den Taschen und fuhr sich über die Augen. Dann packten seine Fäuste die Reling. Sie umklammerten sie, als ob sie das starke Stahlrohr zerquetschen wollten.
Black Island?.... War das die Insel Black Island?
Land.... Das war Land.... ja, das war Land.... was sich vor ihm ausbreitete.
Seine Lippen bewegten sich, als wollten sie schreien. Die weitgeöffneten Augen stierten geradeaus.
Doch! Da war Black Island.... Da war es ja.... aber.... aber viel näher! Viel größer.... und es wurde.... immer größer.... immer höher.
Die zerklüfteten Felsspitzen der Insel, im hellen Sonnenschein gegen die schwarzen Wolken im Hintergrund.... schienen taumelnd in die Höhe zu streben. Das Vorland, nach allen Seiten wuchs es mit. In immer weiteren Kreisen dehnte sich der Strand, schien auf das Schiff hinzulaufen.
Da lösten sich seine Hände.... Sie schlugen sich vor das Gesicht, das sich wie zur Flucht abwandte. Er stürzte fort.
Ein Schrei wie der eines Menschen aus tiefster, verzweifelter Not gellte über Deck.
»Land!.... Land!.... Land kommt! Land ahoi!«
Der Wachtmeister riß die Luke zum Quartier auf. »Land ahoi!« brüllte er in den Raum.
Die Gestalt des Ersten Steuermanns schob sich die Treppe hinauf. Bevor er die oberste Stufe erreichte, krallten sich zwei Hände in seine Schultern. Der Schrei gellte ihm in die Ohren.
»Land voraus.... Land ahoi!.... Land kommt über uns.«
Mit einem Ruck schüttelte der Steuermann ihn von sich.
»Was?.... Was schreist du.... Land?.... Land ahoi?.... Bist du verrückt geworden?«
Seine Augen folgten dem ausgestreckten Arm, der nach Norden zeigte.
»Land ahoi, Steuermann!«
Der Steuermann taumelte zurück.
»Land ahoi!« schrie es von seinen Lippen. »Anker auf!.... Anker auf!.... Motoren klar!«
Die Deckleute stürzten nach oben.
»Anker auf!« brüllte der Steuermann und lief zur Brücke. Knatternd setzte sich die Motorwinde in Bewegung. Klirrend und rasselnd fuhr die Ankerkette durch die Klüse.
Der Maschinentelegraf klang schrillend. Die Schiffsmotoren sprangen an.
»He, Steuermann! Was ist?.... Was soll's?«
Der Kapitän stand auf der Brücke und riß den Steuermann am Arm. Der fuhr herum.
»Land! Kapitän.... Land kommt....«
»Land kommt?« murmelten die Lippen des Kapitäns. Sein tiefgebräuntes Gesicht war erblaßt. Mit unruhigen Händen hob er das Glas. Sah, wie das Land da vor ihm wuchs – Black Island.... in die Höhe.... in die Breite.... sah, wie es auf sie zukam.... näher.... und immer näher.
»Ruder backbord! Hart backbord! Volle Fahrt voraus!«
Der Steuermann schrie es.
»Volle Fahrt voraus!«, der Kapitän rief es nach.
Der Schiffsrumpf erzitterte, das Schiff kam in Bewegung. Es gehorchte dem Steuer und floh.... floh vor dem wachsenden Land. Voll Grauen hingen die Blicke der Mannschaft an den steigenden Felsen, an dem Land, das sie zu verfolgen schien, das ihre Augen und Sinne verrückt machte.
Bis die Entfernung immer größer wurde, bis das Phantom im Nebel entschwand. Bis die Kehlen wieder frei wurden, die Lippen sich wieder zu bewegen vermochten.... zu flüstern, zu sprechen über das Niegesehene.... Nieerlebte.
»Volle Fahrt voraus!« so fuhren sie.... und fuhren, bis sie an der Mole von Wibehafen festmachten.
Der Hafenkommandeur sah die verstörten Gesichter und nahm die Mannschaften der Reihe nach vor. Die sahen mit Augen, die in die Ewigkeit blickten. Erzählten von dem gespenstischen Land, das vor ihren Augen aus der See wuchs.... und wie sie vor dem flohen.
Da ließ er sie. Wandte sich ab und schickte das Regierungsschiff. Das fuhr und kam nach Black Island. Und sie sahen es daliegen. Wie ein Turm über dem Kirchdach lag die alte Insel auf einer neuen, viel größeren, die hier aus den Fluten gestiegen war.
In langsamer Fahrt, immer wieder lotend, umsteuerte das Schiff das neue Land. Tausend Quadratkilometer waren, wo vordem hundert Quadratkilometer aus der See ragten. Sie kamen nach Wibehafen zurück und berichteten, was sie gesehen hatten.
Und dann begannen Radiosender und Telegraf zu spielen und meldeten der Welt, was geschehen war.
§ 2.
Überraschend war das Bild, das sich den Augen Walter Uhlenkorts bot, als er in das Riesenrund des Zirkus trat. So überraschend, daß er stehenblieb, ohne den harrenden Logenschließer zu beachten.
Wohl war es in der Sache das gleiche, was er schon in so manchem anderen großen Zirkus der Welt gesehen hatte. In den Logen die beste Gesellschaft, stark durchsetzt mit Offizieren in glänzenden Uniformen. Im ersten Rang das bessere Bürgerpublikum, in den weiteren Reihen nach oben hin abstufend Mittelstand und schließlich die Galerie zum Brechen überladen....
Wären nur nicht die schwarzen Gesichter des Publikums gewesen. Eine vieltausendköpfige schwarze Menge, in der die wenigen Weißen fast völlig verschwanden.
Gewiß.... er konnte hier in Timbuktu, der Haupt- und Residenzstadt des schwarzen Kaisers Augustus Salvator von Zentralafrika, kaum ein anderes Publikum erwarten. Immerhin blieb ein Eindruck, der für sein Europäerauge ans Groteske grenzte. Diese Hypereleganz der nach neuesten amerikanischen Schnitt gekleideten Logenbesucher.... die gold- und silberstrotzenden Uniformen der Offiziere.... die kostbaren Abendtoiletten der ebenholzfarbenen Damen in den Logen.... und dann mit zunehmender Sitzhöhe abnehmende Bekleidung, die schließlich auf der Galerie beim Lendenschurz endete.... Das alles gab ein Bild, das gleichzeitig verblüffend und erheiternd auf ihn wirkte. Minuten verstrichen, bevor er sein Auge von dieser Szenerie lösen konnte.
Die plötzlich einsetzende Lichtflut des Pressedienstes gab seinen Augen eine andere Richtung. An der Decke über der mächtigen Arena erschienen in feurigen Buchstaben die neuesten Nachrichten aus aller Welt. Automatisch las er die leuchtenden Texte.
›Spitzbergen, den 18. März. Jubiläum des zwanzigjährigen Bestandes der Vereinigten Arktischen Kohlengruben. Seit der Eröffnung verzehnfachte Ausbeute. Förderung in der ersten Hälfte des März zum erstenmal fünfundzwanzig Millionen Tonnen....‹
›London, den 18. März, 6 Uhr abends. Aus Anlaß der von Amerika beabsichtigten Großsprengung einer neuen Kanalroute in Panama ist es in mehreren schottischen Städten zu Demonstrationen gekommen....‹
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