Im fernen Westen - Karl May - ebook

Im fernen Westen ebook

Karl May

0,0
14,90 zł

lub
-50%
Zbieraj punkty w Klubie Mola Książkowego i kupuj ebooki, audiobooki oraz książki papierowe do 50% taniej.
Dowiedz się więcej.
Opis

Eine Erzählung ist eine frühe Abenteuergeschichte Karl Mays. Mutige Helden des alten Westens und ihre finsteren Gegenspieler, abenteuerliche Verfolgungen und Kämpfe, List und Gegenlist, nicht zu vergessen eine gute Portion Humor – und das alles eingebettet in das großartige Panorama der Prärien und Felsengebirge.

Ebooka przeczytasz w aplikacjach Legimi lub dowolnej aplikacji obsługującej format:

EPUB
MOBI

Liczba stron: 226

Oceny
0,0
0
0
0
0
0
Więcej informacji
Więcej informacji
Legimi nie weryfikuje, czy opinie pochodzą od konsumentów, którzy nabyli lub czytali/słuchali daną pozycję, ale usuwa fałszywe opinie, jeśli je wykryje.



Karl May

Im fernen Westen

Warschau 2018

Inhalt

1

2

3

4

1

Was das Kameel dem Araber, das Rennthier dem Lappen und der Eishund dem Eskimo, das ist das Pferd dem Prairiemanne. Der Geist der Savannen stürmt über die „dark and bloody grounds,“ über den „finstern und blutigen Boden“ des Westens, und streut Gefahren und Schrecken hinter sich, denen der muthige Jäger nur dann gewachsen ist, wenn er ein treues Roß unter sich hat, auf dessen Schnelligkeit und Ausdauer er sich verlassen kann.

Ich hatte das an mir selbst genugsam erfahren. Ich war über den Mississippi gegangen, um die Gegenden kennen zu lernen, in denen die unerebittliche Civilisation sich zum Todesstoße auf den „letzten unter den rothen Brüdern“ rüstet, hatte in mancherlei Gesellschaft die weiten Ebenen durchschritten, das Felsengebirge überstiegen und Californien erreicht. Dann war ich wieder umgekehrt, um den Rückweg nach dem Osten auf eine andere Breite zu verlegen, hatte aber die Erhaltung meines Lebens oft nur dem augenblicklichen Zufalle zu verdanken gehabt, und war den unendlichen Beschwerden fast erlegen, weil ich während der ganzen Zeit meiner anstrengenden Wanderung nur ungenügend beritten gewesen war. Endlich aber hatte mir nach langem Bemühen zu einem guten Pferde zu kommen, das Glück gelächelt, und zwar in einer so ungewöhnlichen Weise, daß ich der launigen Göttin höchst dankbar sein mußte.

Unter den zahlreichen Stämmen der Indianer gibt es einen, welcher nicht allein von den weißen, sondern ebenso auch von den rothen Jägern mit einer außerordentlichen Geringschätzung bedacht wird; es ist derjenige der Apachen, welcher seine Jagdgründe jenseits des Gebirges hat, und sich durch seine Feigheit und Hinterlist auszeichnet, in Folge deren seine Angehörigen kaum anders als mit dem Schimpfnamen „Pimo“ bezeichnet werden. Da plötzlich aber tauchte unter diesen Pimo’s Einer auf, der die bisherige Ansicht über seine Stammesgenossen so zu Schanden machte, daß es eine Zeit gab, in welcher er an jedem Lagerfeuer und in dem ärmlichsten Boarraum gerade so wie im Salon des feinsten Hotels den stehenden Gegenstand der Unterhaltung bildete. Es war Winnetou, ein Häuptling der Apachen. Man erzählte sich Thaten von ihm, welche allerdings von Mund zu Mund vergrößert wurden, aber auch ohne diese Uebertreibung die Bewunderung selbst des verwettertsten Westmannes erregen mußten, eine Bewunderung, die um so verdienter war, als er die Lagerplätze der Seinen stets ganz allein zu verlassen pflegte, und ohne alle Begleitung Abenteuerzüge unternahm, auf denen er sich kühn durch feindliches Gebiet und bis in die entferntesten Winkel des weitgedehnten Savannenlandes wagte.

Er war nicht mehr jung; seine Vergangenheit tauchte sich in ein geheimnißvolles Dunkel, über welches selbst seine Untergebenen keine Aufklärung zu geben vermochten, weil er schon seit seiner Jugendzeit sich mehr auf einsamen Streifzügen als in ihrer Mitte befunden hatte, und auch jetzt noch höchst selten und nur auf einige Tage zu ihnen zurückkehrte.

Mit diesem Manne war ich zusammengetroffen, als er eben im Begriffe stand, sich gegen eine Anzahl von Atabaskah’s zu vertheidigen, die ihn überfallen hatten. Der Beistand, welchen ich ihm dabei leistete, machte ihn mir zum Freunde; ich blieb einige Wochen lang an seiner Seite und erhielt beim Abschiede das unvergleichliche Pferd, welches er ritt, zum Geschenk. Er hatte nach Indianersitte demselben einen Namen gegeben, welcher auf die treffliche Eigenschaft hinwies, durch die es sich auszeichnete. Es hieß „Swallow“, Schwalbe, und war allerdings ein Thier, auf welches ich mich in jeder Lage und Gefahr verlassen konnte.

So kurze Zeit ich bei ihm gewesen war – ich hatte in ihm einen ausgezeichneten Lehrmeister besessen und gar Vieles gelernt, was ein guter Westmann können und verstehen muß. Noch beim Scheiden erklärte er mir, daß er bald wieder über die Berge gehen werde, und zwar dieses Mal, um die großen Hütten der Bleichgesichter aufzusuchen; und als ich den Wunsch äußerte, ihn wieder zu sehen, bestimmte er mir die westwärts von New-Venango gelegene Gravel-Prairie als Rendes-vous. –

Zwei Monate waren nun seit jener Begegnung vergangen; ich hatte kreuz und quer manche Strecke Weges zurückgelegt und hielt jetzt auf Venango zu, um Winnetou, welcher ganz sicher Wort hielt, nicht auf mich warten zu lassen.

Der Tag war fast vergangen und die Sonne neigte sich allmälig demjenigen Theile der Rocky-Mountains zu, welcher die Grenze zwischen Nebraska und Oregon bildet. Ich wußte, daß die junge Niederlassung, welche sich unter dem Namen New-Venango so weit hinein in die Regionen des „far west“ geschoben hatte, in einer jener Schluchten liege, welche, Bluffs genanne, steil in die Fläche der Prairie einschneiden und gewöhnlich von einem Flüßchen durchzogen sind, welches entweder sputlos unter Felsen verschwindet, vielleicht auch im durchlassenden Boden langsam versiegt, oder auch, wenn seine Wassermasse bedeutender ist, dieselbe einem der größeren Ströme zuführt. Bisher aber hatte sich auf dem mit gelbblühendem Helianthus übersäeten Ebene kein Zeichen wahrnehmen lassen, welches auf die Nähe einer solchen Senkung schließen ließ. Das Pferd bedurfte der Ruhe; ich selbst war müde und von der langen Irrfahrt so angegriffen, daß ich mich mehr und mehr nach dem Ziele meiner heutigen Wanderung sehnte, wo ich einen tag lang gehörig Rast machen und dabei die ziemlich auf die Neige gegangene Munition wieder ergänzen wollte.

Schon gab ich es auf, dieses Ziel noch zu erreichen, da hob Swallow das Köpfchen und stieß den Athem mit jenem eigenthümlichen Laute aus, durch welchen das ächte Prairiepferd das Nahen eines lebenden Wesens signalisirt. Mit einem leisen Ruck war es zum Stehen gebracht, und ich wandte mich auf seinem Rücken, um den Horizont abzusehen.

Ich brauchte nicht lange zu forschen. Seitwärts von meinem Standpunkte bemerkte ich zwei Reiter, welche mich erblickt haben mußten, denn sie ließen ihre Pferde weit ausgreifen und hielten gerade auf mich zu. Da die Entfernung zwischen ihnen und mir noch zu groß war, die Einzelheiten genau unterscheiden zu können, so griff ich zum Fernrohre und gewahrte zu meiner Verwunderung, daß die eine der beiden Personen nicht ein Mann, sondern, in dieser Gegend eine Seltenheit, ein noch ziemlich junger Knabe war.

„Alle Wetter, ein Kind hier mitten in der Prairie, und gar in ächter Trauerkleidung!“ fuhr es mir über die Lippen, und erwartungsvoll schob ich Revolver und Bowiemesser, welche ich vorsichtig gelockert hatte, wieder zurück. „Ist der Mann dabei einer jener extravaganten Yankees, welche zu allem Außerordentlichen fähig sind, oder ist es gar der ‚flats ghost‘, der Geist der Ebene, welcher nach dem Glauben der Indianer des Nachts auf feurigem Rosse und am Tage unter allerlei trügerischen Gestalten über die Woodlands reitet, um die weißen Männer in das Verderben zu locken, und der Knabe eine weiße Geißel, welchen er aus dem Osten entführt hat?“

Ich musterte mit einigem Bedenken meinen äußeren Adam, welcher allerdings nicht das Geringste von Alledem, was ein Gentleman in Gesellschaft an und um sich zu tragen pflegt, aufzuweisen hatte. Die Moccassins waren mit der Zeit höchst offenherzig geworden; die Leggins glänzten, da ich die löbliche Gewohnheit aller Jäger, die Hosenbeine bei Tafel als Serviette und Wischtuch zu gebrauchen, angenommen hatte, von Büffeltalg und Waschbärfett; das sackähnliche, lederne Jagdhemd, welches alle Temperaturen und atmosphärischen Kalamitäten mit anerkennungswerther Aufopferung ertragen hatte, gab mir das Aussehen einer von Wind und Wetter maltraitierten Krautscheuche, und die Bibermütze, welche mein Haupt bedeckte, war mir nicht nur viel zu weit geworden, sondern hatte auch den größten Teil ihrer Haare verloren und schien zu ihrem Nachtheile mit den verschiedenen Lagerfeuern in sehr intime Bekanntschaft gerathen zu sein.

Glücklicherweise befand ich mich nicht im Parkett eines Opernhauses oder gar in dem duftenden Boudoir einer anspruchsvollen dame de la haute volée, sondern zwischen den Black-Hills und dem Felsengebirge und hatte auch gar keine Zeit, mich zu ärgern, denn noch war ich mit meiner Selbstbetrachtung nicht ganz zu Ende, so hielten die beiden schon vor mir; der Knabe hob den Griff seiner Reitpeitsche grüßend in die Höhe und rief mit heller, frischer Stimme:

„Good day, Sir! Was wollt Ihr finden, daß Ihr so an Euch herumsucht?“

„Your servant, mein Männchen! Ich knöpfe mein Panzerhemd zu, um unter dem forschenden Blicke Eures Auges nicht etwa Schaden zu leiden.“

„So ist es wohl sehr verboten, Euch anzusehen?“

„O nein, doch nehme ich natürlich an, daß mir die Erlaubniß zur Gegenbetrachtung nicht versagt wird.“

„Gegen einen Ritter mit Biberhelm und Karfunkelpanzer muß man gefällig sein. Schlagt Euer fürchterliches Visier also empor, und schaut mich an!“

„Danke, so wollen wir uns denn einmal nach Herzenslust begucken, wobei ich allerdings wohl besser wegkomme als Ihr, denn Euer Habitus ist noch ziemlich neu und gentlemanlike.“ Und meinen Mustang auf den Hinterbeinen herumdrehend, fügte ich hinzu: „So, da habt Ihr mich von allen Seiten, zu Pferde und in Lebensgröße! Wie gefalle ich Euch?“

„Wartet ein wenig, und seht auch mich erst an!“ erwiderte er lachend, zog sein Thier vom in die Höhe und präsentirte sich durch eine kühne Wendung in derselben Weise, wie ich es gethan hatte. „Jetzt ist die Vorstellung eine vollständige, und nun sagt erst Ihr, wie ich Euch gefalle!“

„Hm, nicht übel! Wenigstens scheint Ihr mir passabel genug für den Ort hier. Und ich?“

„So so, la la! Nur muß man sich hüten, Euch näher zu kommen, als es gewisse Bedenken gestatten.“

„Ja, wenn man den Mann nicht rechnet, so ist der Reiter ganz prächtig,“ meinte sein Begleiter in wegwerfendem Tone, indem er Swallow mit bewunderndem Blicke betrachtete. Ich beachtete diese Beleidigung nicht und entgegnete dem Knaben, der eine für sein Alter außerordentlich gewandte Umgangsform zeigte:

„Eure Bedenken sind gerecht, Sir, doch wird mich die Wildniß entschuldigen, in der wir uns befinden.“

„Die Wildniß, so seid Ihr wohl fremd hier?“

„So fremd, daß ich bereits einen ganzen Tag lang die richtige Hausnummer vergebens suche.“

„So kommt mit uns, wenn Ihr sehen wollt, wie ungeheuer groß diese Wildniß ist!“

Er wandte sich der Richtung zu, welche ich verfolgt hatte, und ließ sein Pferd vom langsamen Schritte durch alle Gangarten bis zum gestreckten Galoppe übergehen. Swallow folgte mit Leichtigkeit, obgleich wir vom grauenden Morgen an unterwegs gewesen waren. Ja, das brave Thier schien zu bemerken, daß es sich hier um eine kleine Probe handle, und griff ganz freiwillig in einer Weise aus, daß der Knabe zuletzt nicht mehr zu folgen vermochte und mit einem Ausrufe der Bewunderung sein Pferd parirte.

„Ihr seid außerordentlich gut beritten, Sir. Ist Euch der Hengst nicht feil?“

„Um keinen Preis, Sir,“ antwortete ich, verwundert über diese Frage.

„Laßt das Sir fort!“

„Ganz wie es Euch beliebt. Der Mustang hat mich aus so mancher Gefahr hinweggetragen, daß ich ihm mehr als einmal mein Leben verdanke und er mir also unmöglich feil sein kann.“

„Er hat indianische Dressur,“ meinte er mit scharfem Kennerblicke. „Wo habt Ihr ihn her?“

„Er ist von Winnetou, einem Apachenhäuptling, mit welchem ich zuletzt am Rio Suanca ein Weniges zusammenkam.“

Er blickte mich sichtbar überrascht an.

„Von Winnetou? Das ist ja der berühmteste und gefürchtetste Indianer zwischen Sonora und Columbien! Ihr seht gar nicht nach einer solchen Bekanntschaft aus, Sir.“

„Warum nicht?“ frug ich mit offenem Lächeln.

„Ich hielt Euch für einen Surweyor (Feldmesser) oder etwas Derartiges, und diese Leute sind zwar oft sehr brave und geschickte Männer, aber sich mitten zwischen Apachen, Nijoren und Navajoa‘s hineinzuwagen, dazu gehört schon ein wenig mehr. Eure blanken Revolver, das zierliche Messer da im Gürtel und die Weihnachtsbüchse dort am Riemen oder gar noch Eure Paradehaltung auf dem Pferde stimmen wenig mit dem überein, was man an einem echten und rechten Trapper oder Squatter zu bemerken pflegt.“

„Ich will Euch ganz gern gestehen, daß ich wirklich nur so eine Art Sonntagsjäger bin, aber die Waffen sind nicht ganz schlecht. Ich habe sie in der Front-Street in St. Louis, und wenn Ihr auf diesem Felde so zu Hause seid, wie es scheint, so werdet Ihr ja wissen, daß man dort für gute Preise auch gute Waare bekommt.“

„Hm, ich meine, daß die Waare ihre Güte erst beim richtigen Gebrauche zeigt. Was sagt Ihr zu dieser Pistole hier?“

Er griff in die Satteltasche und zog ein altes, verrostetes Schießinstrument hervor, welches einem viel in Gebrauch gewesenen Prügel ähnlicher sah als einer ordentlichen und zuverlässigen Feuerwaffe.

„Lo! Das Ding stammt jedenfalls noch von Anno Poccahontas her; aber es kann für den damit Geübten doch ganz gut sein. Ich habe Indianer oft mit dem armseligsten Schießzeuge zum Verwundern umgehen sehen.“

„Dann sagt einmal, ob sie auch das fertig gebracht haben!“

Er warf das Pferd zur Seite, schlug im raschen Trabe einen Kreis um mich, hob den Arm und drückte, ehe ich nur eine Ahnung von seiner Absicht haben konnte, auf mich ab. Ich fühlte einen leisen Ruck an meiner kahlhäutigen Kopfbedeckung und sah zu gleicher Zeit die Helianthusblüte, welche ich an die Mütze gesteckt hatte, vor mir niederfliegen. Es schien mir ganz, als wolle der sichere Schütze sich darüber informiren, was von meiner Sonntagsjägerei zu halten sei, und ich antwortete also auf die ausgesprochene Frage kaltblütig:

„Ich denke, so Etwas bringt Jeder fertig, obgleich es nicht Jedermanns Passion ist, seine Mütze hinzuhalten, da zufälliger Weise einmal ein Kopf darunter stecken kann. Schießt also auf einen Andern nicht eher, als bis Ihr ihn überzeugt habt, daß Ihr mit Eurer Pulverspritze für einen guten Schuß zusammenpaßt!“

„Wherefore?“ fragte es da hinter mir. Sein Begleiter ritt einen hohen, schwerfälligen Gaul, der mit unsern Pferden nicht hatte Schritt halten können, und war darum erst im Augenblicke des Schusses wieder zu uns gestoßen. „Der Kopf eines Savannenläufers ist sammt der darauf sitzenden Pelzmütze mit einem Schusse Pulvers jedenfalls mehr als genug bezahlt!“

Der hagere, lang- und dünnhalsige Mann hatte eine ächte, verkniffene Yankeephysiognomie. Aus Rücksicht gegen seinen Gefährten ließ ich auch diese Grobheit unberücksichtigt, obgleich es mir vorkam, als ob meinem Schweigen von dem Knaben eine falsche Ursache untergelegt werde; wenigstens sah ich über sein Gesicht einen Ausdruck gleiten, in welchem wenig Anerkennung für den von mir gezeigten Mangel an Schlagfertigkeit zu lesen war.

Die ganze Begegnung kam mir sehr sonderbar vor, und hätte ich etwas Aehnliches in irgend einem Roman gelesen, so wäre der Verfasser sicher in den Verdacht gekommen, Unmögliches für möglich darzustellen. Jedenfalls, das war klar, mußte eine Ansiedlung in der Nähe sein, und da seit längerer Zeit der Kriegspfad keinen der wilden Stämme in diese Gegend geführt hatte, so konnte es selbst ein Knabe immerhin wagen, ein Stückchen in die Ebene hineinzureiten.

Nicht so klar war es mir, was ich eigentlich aus dem interessanten Jungen machen sollte. Er verriet eine Kenntniß des Westens und eine Uebung in den hier nothwendigen Fertigkeiten, daß ich wohl Ursache hatte, auf ganz besondere Verhältnisse zu schließen. Es war daher wohl kein Wunder zu nennen, daß mein Auge mit der lebhaftesten Aufmerksamkeit auf ihm ruhte.

Er ritt jetzt eine halbe Pferdelänge vor und der Schein der sich dem Horizonte zuneigenden Sonne umfluthete ihn mit goldenen Lichtstrahlen. „Bräunlich und schön“, wie die heilige Schrift von dem Knaben David erzählt, zeigten seine eigenartigen Züge trotz ihrer noch jugendlichen Weichheit eine Festigkeit des Ausdruckes, welche auf frühzeitige Entwicklung des Geistes und kräftige Energie des Willens schließen ließ, und in der ganzen Haltung, in jeder einzelnen seiner Bewegungen sprach sich eine Selbständigkeit und Sicherheit aus, welche unbedingt verbot, das jugendliche Wesen als Kind zu behandeln, obgleich der Knabe nicht über sechzehn Jahre zählen konnte.

Ich mußte unwillkürlich an die Erzählungen denken, welche ich früher gelesen hatte, an Geschichten von der Kühnheit und Selbständigkeit, welche hier im ‚far west‘ selbst Kindern zu eigen ist, und diese Selbständigkeit konnte nicht nur in Beziehung auf den Charakter, sondern auch in Betreff des pekuniären Vermögens gelten, sonst hätte er mich ja nicht vorhin nach dem Preise meines Pferdes fragen können.

Plötzlich zog er die Zügel an.

„Ihr wollt nach New-Venango, Sir?“

„Ja.“

„Und kommt aus der Savanne natürlich?“

„Wie Ihr mir ansehen könnt, ja.“

„Aber ein Westmann seid Ihr nicht!“

„Ist Euer Blick so scharf, um das sofort zu erkennen?“

„Ihr seid ein Deutscher?“

„Ja. Spreche ich das Englisch mit einem so bösen Accent, daß Ihr an demselben den Ausländer in mir erkennt?“

„Bös gerade nicht, aber doch so, daß man Eure Abstammung erkennt. Wenn es Euch recht ist, wollen wir uns unserer Muttersprache bedienen!“

„Wie, auch Ihr habt die gleiche Heimat?“

„Der Vater ist ein Deutscher; geboren aber bin ich am Quicourt. Meine Mutter war eine Indianerin vom Stamme der Assineboins.“

Nun war mir mit einem Male der eigenthümliche Schnitt seines Gesichtes und der tiefe Schatten seines Teints erklärlich. Seine Mutter war also todt, und der Vater lebte noch. Hier stieß ich jedenfalls auf außergewöhnliche Verhältnisse, und es war mehr als bloße Neugierde, was ich jetzt für ihn empfand.

„Wollt Ihr einmal da hinüber blicken?“ forderte er mich mit erhobenen Armen auf. „Seht Ihr den Rauch wie aus dem Boden emporsteigen?“

„Ah, so sind wir endlich am Bluff, den ich suchte und in dessen Senkung New-Venango liegt! Kennt Ihr Emery Forster, den Oelprinzen?“

„Ein wenig. Er ist der Vater von meines Bruders Frau, welche mit ihrem Manne in Omaha lebt. Ich komme von dort von einem Besuche zurück, und habe hier Absteigequartier genommen. Habt Ihr mit Forster zu thun, Sir?“

„Nein. Ich will nach dem Store, um mich mit einigem zu versorgen, und fragte nur, weil er als einer der bedeutendsten Oelprinzen Jedem, der in diese Gegend kommt, von Interesse sein muß.“

„Ihr habt ihn schon gesehen!“

This is a free sample. Please purchase full version of the book to continue.

This is a free sample. Please purchase full version of the book to continue.

This is a free sample. Please purchase full version of the book to continue.

This is a free sample. Please purchase full version of the book to continue.

This is a free sample. Please purchase full version of the book to continue.